Die Gruppe der Landesbeauftragten 

Mit der Konstituierung der Gruppe am 12.01.2006 in Kassel setzten sich die Landesbeauftragten folgende Ziele:

  • die Intensivierung und Verstetigung der länderübergreifenden Kommunikation und Kooperation mit Blick auf die Entwicklung des Sachunterrichts in Schule, Aus-, Fortbildung und Wissenschaft,
  • die Schaffung von Bedingungen für eine Einflussnahme auf Entwicklungen in den einzelnen Bundesländern im Vorfeld von ministeriellen Entscheidungen und
  • die Entwicklung eines Serviceangebots bezogen auf das Verfügbarmachen von Informationen über (positive wie negative) Entwicklungstendenzen des Sachunterrichts in den einzelnen Bundesländern für die Mitglieder der GDSU sowie insgesamt die interessierte Öffentlichkeit.

Die Landesvertreter stellen somit ein wichtiges Arbeitsgremium der GDSU zur Planung und Koordinierung von bundesweiten Aktivitäten der GDSU dar.

Alle Landesbeauftragten im Überblick

# Bundesland Landesvertretung
1 Baden-Württemberg Juniorprof. Dr. Stine Albers (E-Mail)
2 Bayern Prof. Dr. Andreas Hartinger (E-Mail)
3 Berlin Prof. Dr. Detlef Pech (E-Mail)
4 Brandenburg Prof. Dr. Björn Egbert (E-Mail)
5 Bremen Prof. Dr. Lydia Murmann (E-Mail)
Prof. Dr. Meike Wulfmeyer (E-Mail)
6 Hamburg Prof. Dr. Kerstin Michalik (E-Mail)
7 Hessen Dr. Nina Skorsetz (E-Mail)
8 Mecklenburg-Vorpommern Prof. Dr. Nina Dunker (E-Mail)
9 Niedersachsen Prof. Dr. Eva Gläser (E-Mail)
10 Nordrhein-Westfalen Prof. Dr. Andrea Becher (E-Mail)
Prof. Dr. Eva Blumberg (E-Mail)
11 Rheinland-Pfalz Prof. Dr. Miriam Leuchter (E-Mail)
12 Saarland Prof. Dr. Markus Peschel (E-Mail)
13 Sachsen Prof. Dr. Kim Lange-Schubert (E-Mail)
Prof. Dr. Bernd Wagner (E-Mail)
14 Sachsen-Anhalt N.N. (ehemals: Prof. Dr. Michael Gebauer)
15 Schleswig-Holstein Prof. Dr. Beate Blaseio (E-Mail)
16 Thüringen Prof. Dr. Sandra Tänzer (E-Mail)

Landesberichte zur Situation des Sachunterrichts

Ansprechpartner: Prof. Brigitte Neuböck-Hubinger


1 Schulfach

Der Unterrichtsgegenstand Sachunterricht ist in Österreich in der Volksschule (1. – 4. Schuljahr) als Pflichtgegenstand im Lehrplan gesetzlich verankert. Die Stundentafel der ersten bis vierten Schulstufe weist je drei Unterrichtsstunden pro Woche auf, bei einer Gesamtwochenstundenzahl von 20 bis 23 in der Grundstufe 1 (1. und 2. Schuljahr) sowie 22 bis 25 in der Grundstufe 2 (3. und 4. Schuljahr). Im Bereich der Vorschulstufe lässt sich der Sachunterricht als verbindliche Übung unter dem Begriff Sachbegegnung finden, wobei das Stundenausmaß hier 1,5 – 2 von insgesamt 20 Unterrichtsstunden beträgt (Richtmaß). 
Der Bildungsauftrag für den Sachunterricht wird aufgrund fehlender ergänzender Steuerungs-instrumente ausschließlich im Lehrplan der Österreichischen Volksschule festgeschrieben und gliedert sich dort in sechs Teilbereiche, die Erfahrungs- und Lernbereiche Gemeinschaft, Natur, Raum, Technik, Wirtschaft, Zeit.

Die Lehrpläne für die Volksschule (Vorschulstufe, Primarstufe) sowie für die allgemeine Sonderschule sind unter folgenden Links herunterzuladen: 

Zurzeit wird an einer Überarbeitung des österreichischen Lehrplans gearbeitet. Dieser soll 2022 in Kraft treten. 

2 Studium

In Österreich gibt es insgesamt 14 Pädagogische Hochschulen, an denen Lehramtsstudien absolviert werden können. Während die Sekundarstufenpädagogik in Kooperation mit den Universitäten angeboten werden muss, liegt die Primarstufenausbildung ausschließlich in der Verantwortung der Pädagogischen Hochschulen. 
Das Studium für die Primarstufe umfasst acht Semester im Gesamtumfang von 240 ECTS und schließt mit dem „Bachelor of Education" (BEd) ab. Der Abschluss des BEd ermöglicht den Absolventinnen und Absolventen in den Lehrberuf einzusteigen. Die vollständige Qualifikation ist jedoch erst mit dem Masterabschluss erreicht. Dieses kann unmittelbar an das Bachelorstudium angeschlossen oder berufsbegleitend innerhalb von fünf Jahren absolviert werden und schließt mit dem „Master of Education" (MEd) ab. 

Obwohl jeweils mehrere Pädagogische Hochschulen zu insgesamt  vier „Entwicklungsverbünden“ zusammengeschlossen sind, kann nicht auf ein gemeinsames Curriculum geschlossen werden. Der Bildungsbereich Sachunterricht variiert an den verschiedenen Hochschulen hinsichtlich Umfang (zwischen 8 und 18 ECTS) und Inhalten im Grundstudium. 60 ECTS des Grundstudiums gehören einem frei zu wählenden Schwerpunkt an. An den meisten Pädagogischen Hochschulen (nicht an allen) kann u.a. der Schwerpunkt Sachunterricht gewählt werden, was eine Möglichkeit zur zusätzlichen Vertiefung und Spezialisierung bietet. Dies kann einerseits auf den naturwissenschaftlichen Sachunterricht fokussieren (wie z.B. an der PH Niederösterreich „Natur verstehen“), aber auch auf den Sozial- und kulturwissenschafltichen Sachunterricht, wie der Schwerpunkt „Soziale Vielfalt: Sozial- und kulturwissenschaftliche Vertiefungen“ an der Pädagogischen Hochschule Linz oder auch eine Kombination verschiedener Themen mit dem Sachunterricht, wie etwa der Schwerpunkt „Mathematisch-naturwissenschaftlich-technische Bildung“ an der Pädagogischen Hochschule Oberösterreich.

Allerdings finden auch in diesem Bereich derzeit Überarbeitungen der 2015/16 entwickelten Curricula  statt.

3 Zweite Phase

Pädagogisch Praktische Studien sind ein integrativer Teil des gesamten Studiums, meist bereits ab dem ersten Studiensemester. Dies wird in enger Zusammenarbeit von Hochschule und Praxisfeldern getragen. Verschiedene Lehrveranstaltungsformate, Seminare, Übungen und Arbeitsgemeinschaften begleiten die Praktika und dienen der Reflexion der gemeinsamen Planung und Evaluation. 

Nach dem abgeschlossenen Bachelorstudium kann die angehende Lehrperson sogleich in den schulischen Dienst eintreten. Alle neu eintretenden Pädagog*innen durchlaufen eine einjährige Induktionsphase und werden dabei von ausgebildeten Mentor*innen begleitet. Diese Phase dient der berufsbegleitenden Einführung in das Lehramt. Spezielle Fortbildungsveranstaltungen im Gesamtausmaß von 24 Einheiten (vier Pflicht- und zwei Wahlmodule) ermöglichen Fragen und Anliegen zur praktischen Umsetzung des Unterrichts mit Expert*innen zu diskutieren und Erfahrungen auszutauschen.

4 Besonderheiten

Im Zuge der Pädagog*innenbildung Neu wurde das schulartenübergreifende Studienfach „Sonderpädagogik“ abgeschafft. Eine altersspezifische Ausbildung erfolgt in Form einer Schwerpunktsetzung bzw. Spezialisierung in Inklusive Pädagogik im Primarstufen- bzw. Sekundarstufenbereich mit 60 ECTS. Um alle angehenden Lehrpersonen bezüglich der Thematik „Schule für alle“ zu sensibilisieren, werden in der Ausbildung verstärkt Diversitätsaspekte in den Bildungswissenschaften und Fachdidaktiken inkludiert. 

Ansprechpartner: Dr. Judith Arnold


1. Schulfach

In den 21 Deutschsprachigen Kantonen der Schweiz und im Fürstentum Lichtenstein heißt der Sachunterricht Natur Mensch Gesellschaft (NMG). Der Fachbereich NMG wird während den zwölf obligatorischen Schuljahren – die in drei Zyklen aufgeteilt sind – unterrichtet. 

Im Zyklus 1 werden 4- bis 8-jährige Kinder in Kindergärten, Basisstufen und 1./2. Primarklasse unterrichtet. Der Zyklus 2 umfasst das 3. bis 6. Primarschuljahr. 

Im Zyklus 1 und im Zyklus 2 heißt das Schulfach Natur, Mensch, Gesellschaft (NMG) und umfasst vier inhaltliche Perspektiven. Es sind dies: 1.) Ethik, Religionen und Gemeinschaft (ERG), 2.) Natur und Technik (NT), 3.) Raum, Zeit, Gesellschaft (RZG) und 4.) Wirtschaft, Arbeit, Haushalt (WAH).

Der Zyklus 3 entspricht der Sekundarstufe 1 (7.-9.Schuljahr). In diesem Zyklus 3 wird der Fachbereich in vier Schulfächern unterrichtet. Diese vier Schulfächer tragen die Namen der vier Fachperspektiven von NMG. So wird der Sachunterricht in Disziplinen-verbindenden Fachbereichen weitergeführt.

Lehrplan 21 für den Fachbereich NMG

Der kompetenzorientierte Lehrplan des Fachbereichs NMG ist zwischen dem 01. 08. 2016 und dem 01. 08. 2020 in allen Deutschschweizer Kantonen eingeführt worden. Der Lehrplan NMG umfasst Erläuterungen zur Bedeutung und den Zielsetzung des Fachbereichs über alle drei Zyklen hinweg sowie didaktische, inhaltliche und strukturelle Hinweise zu den vier Perspektiven und den Kompetenzaufbau. Der Kompetenzaufbau umfasst 12 Kompetenzbereiche. Es sind dies: 

  1. Identität, Körper, Gesundheit - sich kennen und sich Sorge tragen (NT, WAH, ERG)
  2. Tiere, Pflanzen und Lebensräume erkunden und erhalten (NT, RZG)
  3. Stoffe, Energie und Bewegungen beschreiben, untersuchen und nutzen (NT, RZG)
  4. Phänomene der belebten und unbelebten Natur erforschen und erklären (NT)
  5. Technische Entwicklungen und Umsetzungen erschließen, einschätzen und anwenden (NT, RZG)
  6. Arbeit, Produktion und Konsum - Situationen erschließen (WAH)
  7. Lebensweisen und Lebensräume von Menschen erschließen und vergleichen (RZG, ERG, WAH)
  8. Menschen nutzen Räume - sich orientieren und mitgestalten (RZG)
  9. Zeit, Dauer und Wandel verstehen - Geschichte und Geschichten unterscheiden (RZG)
  10. Gemeinschaft und Gesellschaft - Zusammenleben gestalten und sich engagieren (RZG, ERG)
  11. Grunderfahrungen, Werte und Normen erkunden und reflektieren (ERG)
  12. Religionen und Weltsichten begegnen (ERG)

Diese Kompetenzbereiche sind entweder perspektivenspezifisch oder mehrperspektivisch/ perspektivenintegrierend ausgearbeitet und dienen als Grundlage für die Konzeption von Unterricht. Der Lehrplan ist spiralcurricular angelegt. Innerhalb der Kompetenzbereiche sind Kompetenzen beschrieben. Diese beinhalten die – in den unterschiedlichen Schulstufen -zu fördernden Kompetenzstufen. 

 

2. Studium

Das Lehramt für Kindergarten und Primarstufe (Zyklus 1 und Zyklus 2 des Lehrplans) kann in der deutschsprachigen Schweiz an 13 Pädagogischen Hochschulen studiert werden. Das Studium dauert in der Regel drei Jahre und wird mit einem Bachelordiplom und einer Lehrbefähigung für 7 bis 10 Unterrichtsfächer abgeschlossen. Es sind dies NMG, Mathematik, Deutsch, Fremdsprachen (in der Regel Französisch und/oder Englisch), Bildnerisches Gestalten, Textiles und Technisches Gestalten, Musik, Bewegung und Sport[1]. Das Unterrichtsfach NMG ist an allen Pädagogischen Hochschulen obligatorisch.

Die Bachelorstudiengänge der verschiedenen Pädagogischen Hochschulen weisen unterschiedliche Spezifitäten auf. Einen aktuellen Überblick über die verschiedenen Studiengänge an den Pädagogischen Hochschulen der Schweiz bietet SaCHen unterriCHten (Breitenmoser, Mathis, Tempelmann 2020).

Das Bachelorstudium zur Primarlehrperson umfasst a) fachdidaktische Studien, b) bildungs- resp. erziehungswissenschaftliche Studien und c) berufspraktische Studien. Sämtliche Ausbildungselemente sind Bestandteil des sechssemestrigen Studiums. Es findet kein Referendariat statt. Im Rahmen der berufspraktischen Studien – die durch Mentorate begleitet sind – findet auch die unterrichtspraktische Ausbildung für das Fach NMG statt. 

Die Qualifikationsziele sowie die Inhalte der Ausbildung von NMG-Lehrpersonen unterscheiden sich zwischen den Pädagogischen Hochschulen aufgrund von lokalen Besonderheiten oder von institutionellen Spezifizierungen. Als gemeinsame Grundlage dient allen Institutionen der Lehrplan 21. Mit dem Grundlagenband „Lernwelten Natur - Mensch - Gesellschaft“ (Kalcsics/Wilhelm, 2017) gibt es zudem eine fachdidaktische Basis, an der die Pädagogischen Hochschulen ihre Ausbildungsziele orientieren können. 

 

3. Zweite Phase

Es gibt keine institutionalisierte zweite Phase in der Ausbildung von Primarlehrpersonen in der Schweiz. So gibt es auch kein Referendariat. Die  berufspraktischen Studien – die durch Mentorate begleitet sind – sind Bestandteile der dreijährigen Bachelorstudiengänge. Innerhalb dieser berufspraktischen Studien findet auch die unterrichtspraktische Ausbildung für das Fach NMG statt.

Nach dem Abschluss des Bachelorstudiums – mit Antritt einer Stelle als Lehrperson – beginnt die Phase der Berufseinführung. Diese Phase ist von den Kantonen unterschiedlich strukturiert. Sie wird entweder von den Kantonalen Bildungsdepartementen (Kultusministerien) oder von den Pädagogischen Hochschulen begleitet. Zurzeit wird die Phase der Berufseinführung von verschiedenen Kantonen neu konzipiert und zum Teil näher an die Ausbildung an den Pädagogischen Hochschulen angebunden. 

 

4. Besonderheiten

Die Volksschulbildung ist in der Schweiz Sache der Kantone. Mit dem Lehrplan 21 orientieren sich nun erstmals alle Kantone an einheitlichen Bildungszielen für den Sachunterricht und die Fachbezeichnung NMG gilt für alle Deutschschweizer Kantone. In den deutschsprachigen Kantonen findet die Ausbildung von Lehrpersonen für die Primarschule ausschließlich an Pädagogischen Hochschulen statt. 

Die Ausbildung für den Elementarbereich (2 Jahre Kindergarten) findet gemeinsam mit der Ausbildung für die Primarstufe statt. 

Literatur

  • Breitenmoser, P., Mathis, C. & Tempelmann, S. (Hrsg.). (2020). SaCHen UnterriCHten 2.0 – Standortbestimmung der Studiengänge im Fach Natur, Mensch, Gesellschaft (NMG). Baltmannsweiler; Scheider Verlag.
  • D-EDK (2014): Lehrplan 21. Natur, Mensch, Gesellschaft. URL: www.lehrplan.ch [15.12.2019].
Kalcsics, K., & Wilhelm M. (2017). Lernwelten NMG. Ausbildung. Bern: Schulverlag plus.
 

[1] Je nach Kanton werden auch folgende Fächer studiert: Italienisch; Romanisch; Religionen, Kulturen, Ethik; Medien und Informatik; Ethik, Religionen, Gemeinschaft.